Samstag, 15. Dezember 2012

Zum Rabenauer Grunde

Neue Brücke beim Bahnhof Rabenau

Bereits zum vierten Male fand unsere Adventswanderung mit der obligatorischen Einkehr im "Gasthaus zum Rabenauer Grunde" statt. Dieses Jahr brachte uns nicht die Bimmelbahn nach Malter, sondern der Bus bis zur Dippser Heide. Der Eisregen hinterließ hier draußen deutlich weniger Glätte, als auf den Fußwegen der Stadt. Bei leichtem Niesel tippelten wir zügig auf gespurten oder geräumten Wegen, aber stets im matschigen Schnee durch die Dippser Heide. Das große Tauen hatte begonnen. Über die Heidemühle und den Einsiedlerstein erreichten wir bald Seifersdorf. Nun begleiteten wir die Rote Weißeritz auf ihrem Weg nach Norden durch den Spechtritzgrund und den Rabenauer Grund. Pünktlich gegen 13 Uhr kamen wir nach 3,5 h Gelatsche am Gasthaus an. Wir 12 Iwalker (w:m = 6:6) wurden erwartet und waren bis 15 Uhr auch die einzigen Gäste. Einmal mehr wurden wir mit allerlei raffinierten Speisen verwöhnt und von der Wirtin informativ und humorvoll unterhalten. Die Bilder sprechen für sich (Danke, Zwinki). Gegen 16 Uhr machten wir uns mit der S-Bahn auf den Heimweg. Nun kann der Weihnachtsmann ruhig kommen, wenn er will...


Rote-Beete-Orangen-Suppe

Wurzelsüppchen
Spaghetti aglio olio peperoncini


Hackschnitzel
Lammhaxe

Honigapfel

Mittwoch, 21. November 2012

Lausitzer Bergland

Genau wie vor einem Jahr machten sich immerhin 13 Iwalker zu einer gemütlichen Tour ins Lausitzer Bergland auf. Der Zug brachte uns pünktlich bis ins Steinbruchdorf Demitz-Thumitz. Vom Bahnhof liefen wir zügig zum Klosterberg. Zahlreiche Steinbrüche im Lausitzer Granit haben interessante Strukturen in die ansonsten wenig abwechslungsreiche Landschaft gebracht. Kleine und große, stillgelegte und aktive, finstere und offene Löcher klaffen im und am Berg. Überwachsene Halden, alte Mauern, Fundamente und Säulen, alte Feldbahntrassen finden sich überall im Wald und zeugen von einem einstmals regen Bergbau.


Stillgelegter Steinbruch

Aktiver Steinbruch

 







Die Steinbrüche am Tröbigauer Berg laden im Sommer zum Baden ein.

Erst wenige Jahre stillgelegter Bruch
Bei recht milden Temperaturen, trübem, aber nicht nebeligem Wetter und einem frischen Wind tippelten wir nun rasch zum Picho, um in die dortige Baude einzukehren. Wanderer trafen wir unterwegs kaum. Dafür kamen wir an einer verwilderten Apfelbaumwiese vorbei. Etliche schmackhafte Früchte hingen noch an den Bäumen, wir füllten unsere Rucksäcke. Da die Baude aber auch mit dem Auto erreichbar ist, war sie zum Feiertag entsprechend gut gefüllt. Dennoch fanden alle Platz. Dicke Luft und ein gewisser DDR-Charme ertwarteten uns drinnen. Essen gut, Stimmung gut, alles gut... Zum Bahnhof Wilthen war es dann nicht mehr weit, dunkel wurde es auch langsam. Fazit: Rundherum ein gelungener Feiertagslatsch.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Böhmisches Mittelgebirge

Zum letzten Mal in diesem Jahr fuhr der Wanderexpreß nach Leitmeritz. Das wollten wir noch einmal nutzen. Der Wetterbericht versprach Sonne und so füllte sich der Zug reichlich. Wir waren nur zu viert, aber es müssen ja nicht immer gleich 20 sein, so wie im letzten Jahr. In Sachsen schien schon früh die Sonne, doch ab Aussig (Usti) kam eine dichte Hochnebeldecke auf.

Ein ungefähres Ziel stand fest, die Route wählten wir mehr oder weniger spontan. Wir stiegen in Velké Žernoseky (Groß Tschernosek) aus und erklommen straffen Schrittes die Radebeule (Radobýl). Der unter Naturschutz stehende Basaltkegel beeindruckt mit einem riesigen Steinbruch und einer herrlichen Sicht über Leitmeritz (Litoměřice) ins Böhmische Becken. Leider war es sehr diesig. Oben unterhielten wir uns kurz mit einem jungen deutschen Deutschlehrer aus Leitmeritz.

Weiter ging es durch verschlafene böhmische Dörfer und eine Obstbaumplantage zur Burg Kamaik (Kamýk). Etliche Äpfel hingen noch an den Bäumen. Kurzerhand schlugen wir uns die Bäuche und Rücksäcke voll. Der Himmel riß zunehmend auf, Klärchen lutschte den Hochnebel weg und die Sicht besserte sich. Der Aufstieg zum Burgfried ist seit diesem Jahr mit einem Gittertor verwehrt, aber für Geübte zu überklettern. (Bilder links und Mitte vom 20.08.2011)
Burg Kamaik (Kamyk)

Burg Kamaik
Blick zum Lobosch (Lovos)

Unser eigentliches Ziel war der Eisberg (Plešivec). Auf dem Weg zum Gipfel wanderten wir durch bunte naturnahe Wälder aus Eichen, Ahornen, Hainbuchen und einigen starken Elsbeeren (Sorbus torminalis). Die Verwandte der Vogelbeere ist eine Besonderheit des Böhmischen Mittelgebirges und leuchtet jetzt mit ihrem orange-gelben Laub. Der Pfad führte uns dann über ausgedehnte Blockhalden mit uralten Linden und Eichen. Am Eisberg halten sich in sogenannten Eislöchern bis zum Anfang des Sommer noch Schneereste.












Über Kamaik liefen wir nun zügig zum Dreikreuzberg (Kalvarie). Das Licht wurde immer besser und der Blick an der "Porta Bohemica" genannten Stelle war einmalig schön und lud zum Verweilen ein. Hier weitet sich von Norden kommend das Elbtal auf und man erreicht das Böhmische Becken, das Kernland Böhmens. Alte gesetzte Mauern zeugen vom einstigen Weinbau. Am trocken-heißen Felsen leben auch Smaragd-Eidechsen.

Porta Bohemica
Dreikreuzberg


Weinberge und die Radebeule

















Gemütlich stiegen wir zur Elbe ab und schlenderten am Strom zum Ausgangspunkt. Fazit: Ein rundherum gelungener Wandertag. Dank an Torsten für die Initiative!

Sonntag, 2. September 2012

Königsbrücker Heide

Nach zwei Wochen Pause fand gleich die nächste Radtour bei Iwalk statt. Einmal rund um die Königsbrücker Heide sollte es gehen (im Uhrzeigersinn). 4 Iwalker fuhren mit dem Zug bis Königsbrück, 4 Iwalker radelten (zumindest gemeinsam) ab Langebrück. Zügig strampelten wir die 20 km in einer Stunde ab. In der sehr frischen Luft und bei der tiefstehenden Sonne fuhr es sich wunderbar. Die Route über Schönborn, Seifersdorf, Lomnitz und Höckendorf ist sehr angenehm zu fahren. Eine schöne Strecke und wenig Autoverkehr. 10:15 Uhr sammelten sich alle (w:m = 6:2) am Bahnhof. Durch Stenz und das Pulsnitztal radelten wir zur ehemaligen Grünmetzmühle. Unsere erste Rast legten wir am See (eigentlich Teich) der Freundschaft ein, wo auch gleich ein Schlauch geflickt werden mußte. 

Am See der Freundschaft

Ziemlich sandig und holprig ging es weiter zu den Biberstauen bei Glauschnitz und dann weiter bis zur Straße, dann auf einem Waldweg nach Norden bis Röhrsdorf. Hier machten wir einen Abstecher zu den Schindelteichen. Zwei Ameisenhaufen an den Stützen der Schutzhütte und jede Menge Müll luden nicht gerade zum Verweilen ein. Der größere Teich war nur halb voll, weil der Damm beschädigt war. Unterhalb beginnt wie am See der Freundschaft die Sumpfwildnis. Meister Bockart setzt alles unter Wasser. Seine Burg konnten wir unweit des Dammes ausfindig machen. Zurück in Röhrsdorf fuhren wir den Weg weiter nach Norden durch den Wald bis Lüttichau. Hier bogen wir abermals in die Heide ab. Ein kurzer Rundweg führt seit einigen Jahren an das ehemalige Flugfeld heran zu einem kleinen Aussichtsturm. Unweit befand sich einst das Dorf Zochau, das wie 8 weitere Dörfer dem Truppenübungsplatz weichen mußte. Die Heide stand in voller Blüte, es duftete und summte. An vielen Stellen am Rande des NSG haben die Imker Bienenwagen oder -kästen aufgestellt. Echter Heidehonig wird das. Leider verzog sich ab nun die Sonne und es wurde merklich kühler.

Blühende Heide (Calluna vulgaris)

Nachdem wir die Heide verlassen hatten, sausten wir die Straße über Böhla nach Kroppen. Der Ort liegt bereits in Brandenburg. Die Landesgrenze ist hier identisch mit der alten Grenze zwischen den Königreichen Sachsen und Preußen. Hier zogen wir eine Schleife durch den verträumten Landschaftspark.

Pulsnitz in Kroppen
Park Kroppen









Lange radelten wir nahezu eben durch Kiefernwälder nach Osten. Im sächsichen Zeißholz drehten wir eine Runde durch ein sehr schönes Teichgebiet.

Großteich Zeißholz
Großteich Zeißholz










Die Straße führte uns weiter nach Cosel. Von da ab schwenkten wir nach Süden. Ein gut zu fahrender Waldweg zog sich leicht ansteigend und in Sichtweite etlicher Teiche an Schwepnitz vorbei. Dann ging es etwas holpriger durch Heidewald nahe der B 97 bis Schmorkau. Nach einem kurzen Stück Straße erreichten wir den Kriegsgefangenenfriedhof. Nun radelten wir zum Höhepunkt unserer Tour, dem Aussichtsturm auf dem Haselberg (Wettinhöhe). Inzwischen war es recht kühl geworden. Die Sicht von dem 34 m hohen Turm war mittelprächtig. Als Fernpunkte konnte man den Dresdner Fernsehturm oder das Kraftwerk Schwarze Pumpe ausmachen. Unter uns erstreckte sich die entstehende Wildnis. Seit nun 19 Jahren wächst hier im Süden des NSG auf Grauwackehügeln ein artenreicher Laubmischwald heran. Kaum vorstellbar, daß die Königsbrücker Heide 1993, nach dem Abzug der Russen, in weiten Teilen nahezu vegetationsfrei war, insbesondere auf den weiten Sand- und Kiesflächen nördlich der Königshöhe.

Blick vom Haselbergturm

Nun verließen wir die Heide endgültig gen Königsbrück. Auf dem Gelände des Neuen Lagers erstreckt sich anstelle der Kasernen jetzt ein riesiges Solarfeld. 17:30 Uhr kamen wir auf dem Bahnhof an. Angesichts der Abfahrt des nächsten Zuges (in einer Stunde) entschieden sich auch die Zugfahrer für's Weiterradeln. Also fuhren wir alle wieder nach Langebrück. Allerdings spalteten sich 4 Iwalker an der Marienmühle im Seifersdorfer Tal für eine kurze Einkehr noch mal ab. 

Trotz der späten Ankunftszeit war es doch eine rundrum gelungene Aktion. Die Runde an sich war 60 km lang. Ich selbst hatte am Ende 112 km auf dem Kessel.

Sonntag, 19. August 2012

Wilde Weißeritz

Ganz spontan fanden sich 5 Iwalker (w:m = 3:2) zu einer sommerlichen Radtour. Durch das Tal der Wilden Weißeritz wollten wir von oben nach unten ganz entspannt fahren. Die Müglitztalbahn brachte uns pünktlich nach Altenberg. Wir folgten zunächst der Straße nach Rehefeld. Erst leicht ansteigend, dann aber zügig bergab sausten wir über den Asphalt. In Rehefeld stießen wir auf die Wilde Weißeritz, die uns nun etliche Kilometer begleiten sollte. Das Tal eigenet sich bestens für solch eine Radtour. Wenig befahrene Straßen und gut ausgebaute Forstwege führen durch Wiesen und Wälder. Bis auf wenige kleine Anstiege geht es wirklich fast nur bergab. Kurz vor der Thielesmühle verließen wir das Tal nach rechts. Das Freibad von Schönfeld war nun unser Ziel. Bei der Hitze vermuteten wir einen Massenanturm. Doch an dem idyllisch gelegenen Bad tummelte sich nicht ein Badegast. Na gut, einer kam dann doch noch. Was war hier los? Das Wasser war klar und frisch. Am Grund lagerten etliche Molche. Aber daran konnte es nicht liegen. Als wir dann endlich im Wasser waren, wurde uns klar, daß bei den Wassertemperaturen sich nur Hartgesottene erfrischen werden. Wieder im Tal rollten wir weiter zur Talsperre Lehnmühle. Der Wasserstand war einige Meter unter der Maximalmarke. An einem klaren Bächlein füllten wir unsere fast leeren Trinkflaschen auf. Und weiter ging es zügig zur Talsperre Klingenberg. Seit Januar lief sie wieder voll, nachdem die Staumauer jahrelang saniert worden war. Nun steht das Wasser wieder ganz oben. Oberhalb der Mauer liegt am rechten Hang die Ausflugsgaststätte "Waldschänke". Dort erfrischten wir uns mit Eis und Radler. Danach kürzten wir mit der Straße durch Obercunnersdorf ab. Kurz noch mal ein kleiner Pfad im Tal, dann ab Dorfhain endgültig auf der Straße erreichten wir nach Edle Krone schließlich Tharandt. 53 km waren bis dahin (ohne Anreise zum Bahnhof) zusammengekommen. Zwei stiegen in den Zug, drei radelten bis nach Hause weiter. Ich selbst hatte an der Haustür dann 90 km in den Beinen. Also, Radeln geht mit Iwalk auch. Der Tag ermutigte zu einer Wiederholungstat.

Freibad Schönfeld
Talsperre Lehnmühle
Talsperre Klingenberg, 07.01.12

Samstag, 9. Juni 2012

Geisingwiesen

Jedes Jahr Anfang Juni locken die Wiesen des Osterzgebirges mit ihrer herrlichen Blütenpracht. Auch wir konnten uns dem nicht entziehen, auch wenn manche die Pfade schon im Schlaf gehen könnten. 4 Iwalker, 2 Freunde und eine Gruppe von 10 "Nicht-Iwalkern" (also immerhin 16 Nasen) machten sich mit der Müglitztalbahn auf den Weg nach Altenberg.

Zunächst folgten wir dem Tip von Torsten zum ehemaligen Biathlonstadion. Wir wagten einen Blick über den Damm auf den Großen Galgenteich. Aber eine steife Brise blies uns gleich wieder hinunter. Es war ziemlich frisch, stark bewölkt und windig. Nun folgten wir einem Rundweg über den Standort des Stadions zwischen Teich und Straße. Sie erinnert stark an Flächen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Sehr trockene Bereiche wechseln mit ganz feuchten Stellen, aufkommende Birken und Weiden gliedern die Fläche in ein kleinteiliges Mosaik. Nicht einige, nicht hundert, nein, tausende Breitblättrige Kuckucksblumen (Dactylorhiza majalis) gedeihen hier prächig. So viele auf einen Haufen hat wohl noch keiner zuvor gesehen.

Auf gleichem Wege zurück nach Altenberg liefen wir weiter an der Pinge vorbei zum Geisingberg. Oben stärkten wir uns aus dem Rucksack, mit Kaffee und mit Jens' Krischmuffins. Die obligatorische Turmbesteigung entlohnte mit einer ziemlich guten Fernsicht. Endlich riß die Wolkendecke mehr und mehr auf. Anschließend besuchten wir die berühmte Wiese am Klengelsteig mit ihrem unübertroffenen Blumenreichtum (siehe Eintrag vom 28.05.11). Über weitere bunte Wiesen liefen wir weiter zum Steinbruch und schließlich hinab nach Geising. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von 5 Teilnehmern. Der Rest der Gruppe wanderte noch wieter am Hüttenteich vorbei zum Silberstollen. Zuvor genehmigten wir uns noch ein Eis am Bahnhof. Irgendwie vergaßen wir wieder mal die Zeit und erreichten nur mit einem eiligen Rückmarsch den Zug um halb fünf. Zum Schluß war der Himmel fast wolkenlos. Fazit: Die Tour ist immer wieder schön. Das nächste Mal mit Einkehr.

Breitblättrige Kuckucksblume

ehem. Biathlonstadion

Klengelsteigwiese

Sonntag, 29. April 2012

Böhmisches Mittelgebirge

Die verheißungsvollen Beschreibungen im Wanderführer von Rölke machten uns neugierig:

"Ein Frühlingsmärchen: Blumenwiesen, Kirschbäume, Schlehen und phantastische Fernsichten.
Ein besonders blumenreiches Wandergebiet, das im Frühling zu einer Erkundung einlädt, liegt zwischen den Bergen Hradiste (Radischken) und Holy vrch (Kahler Berg). Weiß blühende Kirschbäume und duftende Schlehenhecken bilden einen reizvollen Kontrast zum Hellgrün der Berge. Den Waldboden bedecken unzählige zarte Frühlingsblüher, die Felshänge leuchten gelb von den Büscheln des Felsen-Steinkrauts und auf den Gipfeln blühen die seltenen Kuhschellen. Aber eine Herausforderung gibt es: Die Orientierung ist wegen weitgehend fehlender Markierungen und Wegweiser nicht ganz einfach, sollte aber für den erfahrenen Wanderer kein Probelm sein."

Das Märchen sollte wahr werden. Der Wanderexpress brachte uns zügig nach Sebuzin (Sebusein). 09:27 Uhr liefen wir los, zwei Iwalker, die in der Gegend weilten, gesellten sich zu uns. Im ausgewogener Mischung (w:m = 4:3) tippelten wir ein Stück Straße bis zur gelben Markierung, die uns straff bergauf zum Rabenstein (Krkavci skala; 445 m) führte. Die ersten  gelben Tupfer am Basaltfelsen machten uns neugierig auf unser eigentliches Ziel. Wir wanderten weiter bergauf bis zur grünen Markierung und dann in leichtem Gefälle durch herrliche Laubwälder nach Kundratice (Kundratitz). Der einstige Luftkurort liegt heute verträumt zwischen den Bergen und bietet weder Gasthaus noch Unterkünfte. Nun folgten wir dem Rölke-Wanderführer und erklommen auf unscheinbaren Pfaden den Holy vrch (Kahler Berg; 577 m). Auf Grund der langen Kälte blühten alle Obstgehölze auf einmal: Kirschen, Schlehen, Pflaumen, Birnen und Äpfel im Beginn. Auf dem Gipfel fanden wir alle gelben Frühblüher: Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Bleicher Schöterich (Erysimum crepidifolium) und die Himmelsschlüssel (Primula veris) begleiteten uns von Berg bis Tal. Den Gipfel des Kahlen Berges krönen die Böhmischen Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis subsp. bohemica) und die noch seltenere Finger-Kuhschelle (Pulsatilla patens), von der wir zwei Exemplare fanden. Ebenso fiel uns das azurblau blühende Schmalblättrige Lungenkraut (Pulmonaria angustifolia) auf. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast wanderten wir weiter über blumenreiche und mit alten Steinrücken bestandene Wiesen. Ausgedehnte Schlehen-, Weißdorn- und Rosenhecken gliedern den Berg in ein kleinteiliges Mosaik. In den naturnahen Wäldern blühten die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) und teilweise noch der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava). Die Blüte des Leberblümchens (Anemone hepatica) ist schon lange vorbei, aber dessen Blätter ließen auf ein üppiges Vorkommen schließen. In den Wäldern des Böhmischen Mittelgebirges ist der Feld-Ahorn (Acer campestre) und die seltene Elsbeere (Sorbus torminalis) zu Hause. Nun öffnete sich der Wald plötzlich und wir fanden uns auf einem Steilhang wieder, der eine herrliche Aussicht bietet. Wir waren auf dem Hradiste (Radischken; 545 m) angekommen. Der Blick schweifte über die mit zahllosen gelben Tupfern verzierten Felswände nach Leitmeritz (Litomerice) und in das weite Böhmische Becken. Im Westen das Milleschauer-Gebirge, im Osten das Daubaer Gebirge. Beim Abstieg schwirrten 6 (!) der seltenen Segelfalter (Iphiclides podalirius) um unsere Köpfe. Durstig, verschwitzt und überhitzt kam uns am Ortseingang von Hlinna (Hlinai) eine alte Plumpe wie gerufen. Unter einer alten Linde erfrischten wir uns mit kühlem Naß. Danach kamen wir an einem Hostinec vorbei, welches gerade öffnete. Mit frischem böhmischem Bier und Moskauer Eis ließen wir es uns gut gehen. Ob der Hitze und der alkoholischen Umdrehungen turkelten wir rasch und zielstrebig auf unmarkierten Wegen zu Tal. Über Tlucen (Tlutzen) und durch Wald und über verwilderte Obstwiesen ging es zurück zum Bahnhof. Ohne zu rennen kamen wir keine 5 Minuten vor Abfahrt (16:31 Uhr) des Wanderexpress' an. Ein rundrum gelungener Wandertag ging zu Ende.


Rabenstein (Krkavci skala)

Felsen-Steinkraut

Kundratitz und Aarhorst

Kahler Berg (Holy vrch)

Kahler Berg (Holy vrch)

Finger-Kuhschelle

Böhmische Wiesen-Kuhschelle

Radischken (Hradiste)

Montag, 9. April 2012

Lilienstein und Gamrig

Ganz ohne Zwinki-Schirm wurde das Wetter am Ostermontag unangekündigt bestens, und so war auch die Stimmung. 13 Leute waren wir geworden, sogar w:m:k = 6:4:3 (k = Kinder), also nichts mit dem befürchteten Hahn im Korb. In Königstein folgten wir dem Troß der Liliensteinerstürmer, denn wir waren beileibe nicht die einzigen mit der Idee. Beim Abstieg an der Nordseite liefen wir an einer endlos langen Warteschlange entlang, die auf den Aufstieg warteten. Traditionell wurden Rührteig-Osterlamm und Osterbrot oben verzehrt und das Verstecken unten im Wald durchgeführt. Die Kinder kamen beim Suchen sehr gut weg. Es sei ihnen gegönnt. Nur falls jeder im nächsten Jahr sämtliche Schulfreunde mitbringen will, müssen wir uns einen neuen Suchalgorithmus einfallen lassen :-) In Rathen wählten wir den etwas weglosen Zustieg zum Gamrig über den Diebskeller. Die Aussicht oben auf dem Berg entschädigte restlos für alles. Uns ging es gut. In Sichtweite des Amselsees erreichten wir wieder Rathen. Letztendlich landeten wir in der Sonne in einem Biergarten, der leckere italienische Kaffeespezialitäten in 10 und 15 Gusti anbot. Rundrum ein gelungener Zwinki-Osterspaziergang.

Auf dem Weg zum Lilienstein
Lilienstein: Blick zum Königstein
Gamrig: Blick nach NW
Auf dem Gamrig
Gamrig: Blick nach SO
Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)

Freitag, 6. April 2012

Böhmische Schweiz

Trotz des kalten und nebeligen Wetters machten sich vier Iwalker (w:m = 2:2) zu früher Stunde (07:51 Uhr) mit dem Wanderexpress nach Decin auf. Nach einer halben Stunde fuhren wir mit dem Bus weiter bis Markvartice (Markersdorf). Halb 10 ging es los. Wegen der Kälte liefen wir straffen Schrittes am Bahnhof Vesele (Freudenberg) vorbei zum Ohlischer Teich. Ein großes Ferienlager und ein Bad laden im Sommer ein. Nun zweigten wir von der blauen Markierung ab auf die gelbe, die uns bis zum Ziel in Herrnskretschen begleiten sollte. Der Weg führte uns durch das hübsche Goldbachtal (Olesnicka) hinab. Enge Felswände säumen den Weg und an einer Stelle fanden wir ein üppiges Vorkommen der Weißen Pestwurz (Petasites albus). In Janska (Jonsbach) mußten wir ein kurzes Stück der Straße folgen. Nun ging es steil bergauf durch Wald und über Wiesen, auf denen wir – kaum zu glauben – einer riesigen Herde Gemsen begegneten (etwa 40 Tiere)! Sie ließen uns bis auf 100 m heran. Sonst war ich stolz, mal eine Gemse im Kreibitzer Bergland gesehen zu haben und hier lagern sie in Truppenstärke! Wir wichen von der Markierung ab, um den Huttenberg (Straziste; 469 m) zu besteigen. Durch den lichten Eschenwald waren einige Basaltzacken zu erkennen, die wir rasch erklommen. Oben machten wir eine ausgiebige Mittagspause mit Kuchen und Osterbrot. Wieder auf der gelben Markierung purzelten wir durch eine kaum begangene Klamm zu Tal. Am Ausgang trafen wir auf eine geschützte feuchte Wiese mit zahllosen Märzenbechern. Im Sumpf blühten die ersten Sumpfdotterblumen (Caltha palustris). Wir waren in Windisch Kamnitz (Srbska Kamenice) angelangt. Liebevoll restaurierte Blockhäuser schmücken den Ort. Nun liefen wir straff bergauf zum Rosenberg (Ruzovsky Vrch; 619 m). Ungefähr 400 Hm waren zu überwinden. An den Hängen des naturnahen Buchenmischwaldes (Esche, Berg-Ahorn, Berg-Ulme) fingen die ersten Frühlingsstauden an zu blühen: der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) und die Quirlblättrige Zahnwurz (Cardamine enneaphyllos). Nach einem Gipfelbucheintrag tippelten wir wegen der Kälte und mangels Sicht zügig bergab. Dem Hutberg (Pastevni Vrch) statteten wir schließlich noch einen Besuch ab. Der von Wiesen und Hecken bestandene Hügel beeindruckt sonst mit einer herrlichen Rundumsicht, von der leider gar nichts zu erahnen war. Dafür konnten wir Highland-Rinder, Lamas, Schafe und Pferde auf den Koppeln zwischen den Hecken beobachten. Flotten Schrittes wanderten wir weiter durch Rosendorf (Ruzova) und Jonsdorf (Janov) nach Herrnskretschen (Hrensko). Zufällig kriegten wir noch den voll besetzten Wanderexpress um halb 6 nach Dresden. Die 24 km mit etlichen Anstiegen waren trotz des miesen Novemberwetters sehr reizvoll.

Im Goldbachtal (Olesnicka)

Weiße Pestwurz

Genosse Lenin in Janska

Huttenberg (Straziste)


Sumpf mit Märzenbechern

Sumpfdotterblume

Hohler Lerchensporn

Gemsen am Huttenberg
Abstieg nach W. Kamnitz