Mittwoch, 1. Januar 2014

Silvester in der Böhmischen Schweiz 29.12.2013 bis 01.01.2014

Weil es vor einem Jahr so schön war, wollten wir es noch einmal wagen, Silvester in Dittersbach in der Böhmischen Schweiz zu verbringen. Wir hatten in der gemütlichen Kneipe „Dřevák“ in Dittersbach (Jetřichovice) für 10 Personen bestellt. Doch als wir ankamen, hieß es: Wir haben keine Zimmer! Irgendwas war schiefgelaufen. Kein Grund zur Panik oder gar den Wirt zu verklagen. Er kümmerte sich eifrig, ein Ersatzquartier für uns zu finden. Keine Stunde dauerte es und er geleitete uns ins benachbarte Schemmel (Všemily). In der erst vor zwei Jahren eröffneten Pension „U Růženky“ („Zum Röslein“) waren noch zwei Zimmer frei (7- und 5-Bett-Zimmer). In einem slawischen Land läuft eben vieles anders. Den deutschen Rechthaberstaat haben wir ja bewußt für 4 Tage verlassen…

Am nächsten Tag fuhren wir mit den zwei Autos nach Dittersbach (Jetřichovice). Zwei weitere Iwalker gesellten sich für diesen einen Tag zu uns und wir tippelten nun zu zwölft die „klassische“ Tour über die Dittersbacher Felsen ab. (Vergleiche Post vom vorigen Jahr.) Herrliche Blicke boten sich von den Aussichtspunkten gegen die tiefstehende Sonne. Beim Aufstieg zum Marienfelsen tangiert man eine große Waldfläche, die 2006 einem Brand zum Opfer fiel. Sie bleibt sich selbst überlassen, größtenteils stehen die Baumskelette noch. Schaurig schön.

Blick zum Kaltenberg (Studenec). Wuchtig ragt der erloschene Vulkan hinter dem kleinen Kreuzberg (Křížový vrch) bei Rennersdorf (Rynartice) auf (rechtes Bild):

 








Wir genossen die einmalig schöne Aussicht vom Marienfelsen.

Linkes Bild: Blick vom Marienfelsen über den Rabenstein (Waldbrand von 2006) und Dittersbach nach Südwesten. Die zwei markanten Basaltberge im Hintergrund sind der Ottenberg (Větrný vrch; links) und der Huttenberg (Strážiště; rechts).

Rechtes Bild: Nach Westen geht der Blick (v.l.n.r.) zum Rosenberg, Hohenleipaer Schloßberg und Gohlisch (angeschnitten). Am Horizont zeichnen sich der Hohe Schneeberg und die zwei Zschirnsteine ab. Vor dem ebenmäßigen Kegel des Rosenbergs erkennt man den kleinen Michelsberg mit dem schwierigen Kletterfelsen Katzenkirche, wo wir auf dem Rückweg vorbeikommen sollten.










Ähnlich dramatisch gestaltet sich die Aussicht von der höhergelegenen Wilhelminenwand. Im Vordergrund der von einer Hütte gekrönte Marienfelsen, dahinter der Rabenstein. Im Hintergund (v.l.n.r.) Kaltenberg, Ottenberg (linkes Bild) und Huttenberg, Rosenberg (rechtes Bild):










Weiter ging es zum höchsten Punkt der Wanderung, zum Rudolfstein. Dessen Felsen sind mit auffälligen Eisenbändern durchzogen.

Die drei Felsen wurden bereits im 18. Jahrhundert nach Vertretern des Adelsgeschlechts derer von Kinsky benannt und hatten zuvor geografische Bezeichnungen.


Nächstes Ziel war die Balzhütte (Na Tokání), eigentlich ein Hüttenkomplex. Zwei Gasthäuser gibt es, eines war übervoll, im anderen kamen wir unter.


Abends in der Pension gesellte sich eine größere Gruppe Tschechen aus dem Ort zu uns. Drei von ihnen musizierten und sangen lautstark tschechische Volkslieder über gefühlte 4 Stunden. Die Gesänge heben sich wohltuend vom Einheitsbrei kommerzieller deutscher Volksmusik ab. Entweder man mag es oder nicht. Ich fand es schön, gerade weil es spontan und authentisch war. An eine Unterhaltung war jedenfalls ob der Lautstärke sowieso nicht mehr zu denken…











Zu Silvester liefen wir fast die gleiche Tour wie vor einem Jahr, nur andersrum und mit Start in Schemmel (Všemily) an der Pension. Zunächst statteten wir der Felsenkapelle einen Besuch ab (Siehe Post vom vorigen Jahr). Davor steht die ehemalige Schule des Dorfes (rechtes Bild), welches nur aus wenigen Häusern besteht.












Dann liefen wir über abwechslungsreiche Wiesen nach Dittersbach (Jetřichovice). Über dem Ort erhebt sich das bekannte Panorama der Dittersbacher Felsen: Wilhelminenwand, Marienfelsen, Rabenstein:


 









Weiter ging es nochmals am Michelsberg (Rechtes Bild: Blick über Dittersbach zum Kaltenberg) vorbei und durch den Wald nach Hohenleipa (Vysoká Lípa).











Leider hielt das schöne, sonnige Wetter nicht an. Von Südosten schoben sich immer mehr Wolken ins Land. Bald war der Himmel grau und die Berge im Dunst verschwunden. Ein kalter Wind ließ uns nicht lange auf dem Hohenleipaer Schloßberg verweilen. Wir überquerten die Kamnitz an der romantischen Ruine der Grundmühle und abermals am Ortseingang von Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) über eine Hängebrücke. Bald darauf hatte sich die Runde in Schemmel geschlossen.

Nach dem Jahreswechsel teilte sich die Gruppe auf. Nur drei machten noch eine Neujahrswanderung. Von Hohenleipa aus liefen wir an der Burg Schaunstein vorbei zum Kleinen Prebischtor. Es war kalt, windig und feucht, keine Fernsicht. Auf kleinen Pfaden pirschten wir uns zu der „Memento Mori“ (Gedenke des Todes) genannten Halbhöhle vor. Ein ganz stiller und märchenhafter Platz. Das einzige Geräusch ist das Tröpfeln des Wassers von der Decke. Bevor das Wasser eine weitere Stufe hinabfällt, muß es unter einem großen Block hindurchfließen, der einst in die Schlucht gefallen war.


Wir stiegen zur Rainwiese (Mezní Louka) ab und folgten dem blauen Weg bis zum Aussichtspunkt Vogelfelsen (Ptačí kámen). Dann schloß sich die Runde in Hohenleipa. Ein kurzweiliger Silvesterausflug ging zu Ende.