Dienstag, 20. Januar 2015

Brückenbaustelle

Heute kommt mal kein Wanderbericht, sondern ein Einblick in meine Arbeit. Die Vermessung rund um das Gleis ist interessant und abwechslungsreich, aber eigentlich nicht so spannend für die Allgemeinheit, um darüber in einem Blog zu berichten. Dennoch will ich mal eine Ausnahme machen. Im Januar erhielt ich die Aufgabe, beim Aufbau von zwei Hilfsbrücken über die Hamburger Straße in Dresden-Cotta die baubegleitende Vermessung durchzuführen. Die etwa 110 Jahre alten Bücken hatten ihre Tragfähigkeit verloren und mußten ausgewechselt werden. In zwei Sperrpausen an zwei Wochenden sollten die Hilfsbrücken für beide Gleise eingebaut werden. Innerhalb von etwa 60 h (von Freitagabend bis Montagfrüh) wurde eine alte Brücke abgerissen und durch eine Hilfsbrücke ersetzt. Hut ab vor der Organisation der vielen parallel arbeitenden Gewerke! Da ich so etwas nicht alle Tage mache, möchte ich von dem interessanten Geschehen berichten. Es war anstrengend bis an die Grenze der Belastbarkeit. Die Fotos wurden mit einem alten Handy aufgenommen, sind deshalb von mieser Qualität. Aber sie sollen ja mehr dokumentarischen Charakter haben…

Dezember 2014: Die Grundplatten der Stützen werden eingerichtet (links).











Sa, 10.01.15: So sieht’s auf der Baustelle bei Nacht, Nieselregen und 1 °C aus (rechts). Etwas skurril klang die notorisch wiederholte Durchsage auf dem Bahnsteig: „Zug verkehrt heute wegen Bauarbeiten im Schienenersatzverkehr.“ Was sonst…

So, 11.01.15: Die erste Hilfsbrücke für das linke Gleis wird eingesetzt.




So, 11.01.15: Großes Rätselraten bei den Ingenieuren von der DB und dem EBA. Die Hilfsbrücke ist 20 cm zu kurz! Die Ursache stellte sich später heraus: Die Brücke war falsch beschriftet. Sie ist nicht 22,20 m lang, sondern nur 22,00 m (links).











Di, 13.01.15: Die Hilfsbrücke ist dennoch fertig, das Gleis verlegt. Nun kann die Stopfmaschine ihre Arbeit verrichten (rechts).

Sa, 17.01.15: Die Stützen für die Mittelachse kommen „angeflogen“. Nun wird die zweite Hilfsbrücke für das rechte Gleis gebaut.


Sa, 17.01.15: Eine Riesenbohrmaschine bohrt unter infernalischem Lärm bis weit in die Nacht hinein insgesamt 6 Löcher (3 je Achse) bis 9 m tief bei 90 cm Durchmesser. Je Achse werden dann drei Träger nebeneinander in den Löchern einbetoniert, die auch exakt eingerichtet werden müssen. Danach kommt ein horizontaler Auflageträger darauf.












Sa, 17.01.15: Die beiden Auflageträger auf den Stützen der Mittelachse werden von einem Zweiwegebagger gebracht, dann eingerichtet und verschweißt.


Sa, 17.01.15: Ein Zweiwegebagger bringt einen 10 m langen Träger, der in eines der 9 m tiefen Löcher versenkt wird (links). Anschließend wird das Loch mit 8(?) m³ Beton verfüllt (rechts).











So, 18.01.15, 5 Uhr: Eine der beiden Riesenbohrmaschinen wird mit einem riesigen Autokran aus dem Gleisbereich über die abgesenkte Speiseleitung auf die Straße gehoben. Diese Aktion hat mit allen Vorbereitungen vielleicht 2 bis 3 h gedauert.


Mo, 19.01.15: Das Gleis ist bereits verlegt, die Fahrleitung wird montiert (rechts). Zum Schluß fährt noch eine sogenannte Prüflok mit einigen voll beladenen Schotterwagen im Schneckentempo über die neue Brücke (links). Prüfingenieure der DB beobachten das Prozedere gewissenhaft.











Nun folgen in regelmäßigen Abständen Setzungsmessungen. Wahrscheinlich erst 2019 soll dann eine richtige Brücke an dieser Stelle gebaut werden, zusammen mit dem Straßenausbau und dem Neubau des Haltepunktes Cotta.